Kann man die Handlungen des Gegners vorhersehen?

Immer wieder werden von manchen ‘Meistern’ mystisch anmutende Erklärungen verbreitet, teilweise um Anfänger und Außenstehende zu beeindrucken, teilweise werden einfach Überlieferungen weitergegeben. Ein typisches Beispiel ist der Satz:

Nach vielen Jahren Training ist es, als ob man die Gedanken des Gegners lesen könnte, man weiß schon vorher, welchen Schritt er als nächstes unternehmen wird.

Das ist aber kein Mysterium, sondern etwas, was man auch in jeder normalen Sportart, wie z.B. Tennis findet: Die Antizipation, die sich bei jeder Art von intensivem Training einstellt, weil man eine Bewegung des Gegners schon im Ansatz erkennt, weil man weiß, dass der Gegner in bestimmten Situationen nur wenige effektive Möglichkeiten hat, und man durch die eigene Erfahrung frühzeitig Gegenmaßnahmen einleitet.

Der Begriff der Antizipation (lat. Vorwegnahme) taucht schon bei Kant auf - aber der meint vermutlich etwas anderes damit. Im Sport bedeutet es allgemein, dass durch die Erfahrung die Kämpfer mit der Zeit beginnen, die Bewegungen des Gegners zu erkennen und darauf bereits reagieren, bevor die Technik ausgeführt wird. Dadurch wird es immer schwieriger, einen erfahrenen Gegner zu besiegen. In vielen sportlichen Disziplinen (z.B. Leicht­ und Schwerathletik, Schwimmen) spielt die Antizipation kaum eine Rolle, häufig enden in diesen Sportarten die Karrieren der Leistungssportler früh, da die altersbedingte Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit nicht durch wachsende Erfahrung ausgeglichen werden kann. Im Sportkampf wird die Antizipation eines Kämpfers gerne vom Gegner durch Finten gezielt fehlgeleitet (aktive Täuschung).


 
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