Hat man beim Ausatmen die größere Kraft?

Obwohl es immer wieder behauptet wird - Die Antwort ist Nein.

Oder warum neigen wir zur Pressatmung, wenn wir etwas mit besonders viel Kraft bewegen wollen, z.B. beim Heben von Zementsäcken?

Häufig hört man den Satz “Mit der Ausatmung kommt die Kraft”, d.h. man soll bei Belastung ausatmen, was manche Stile durch einen Kampfschrei beim Fauststoß betonen. Untersuchungen zur Kraftentwicklung (vgl. Saziorski ‘Biomechanische Grundlagen der Ausdauer’, Sportverlag Berlin, ISBN 3-328-00148-4) beim Atmen ergaben speziell beim Rumpfbeugen jedoch die folgende Rangfolge der Kraftentwicklung:

  1. Bei angehaltenem Atem entwickelt man die größte Kraft. Das wird durch das natürliche Verhalten bei untrainierten Personen bestätigt, bei denen die Freisetzung großer Kräfte (z.B. schwere Kisten heben) von der Pressatmung begleitet wird.
  2. Etwas geringere Kräfte ergeben sich bei der Ausatmung. Bei langsamen oder isolierten Techniken (z.B. Fauststoß beim Bruchtest) wird die Ausatmung gezielt zur Kraftsteigerung eingesetzt. Bei sehr schnellen Technikfolgen (z.B. Kettenfauststöße) kann die Atmung dem Krafteinsatz allerdings nicht mehr folgen.
  3. Die geringsten Kräfte ergeben sich beim Einatmen.

Gegenüber (3) liegen die maximalen Kräfte beim Ausatmen 7 %, bei angehaltenem Atem 12 % höher. Als Erklärung werden zwei Ursachen genannt:

  • Der pneumomuskulären Reflex, bei dem die Reizung der Lungenrezeptoren die Leistungsfähigkeit der Skelettmuskeln erhöht.
  • Die angespannten Bauchmuskeln verringern die Belastung der Rückenstrecker.

Im Bereich des Krafttrainings wird von der Pressatmung ausdrücklich abgeraten , da sich eine Reihe von gefährlichen Nebenwirkungen einstellen können, z.B.:

  • Schlagartiger Blackout wegen mangelnder Sauerstoffzufuhr zum Gehirn durch behinderte Blutzufuhr zum Herzen und in deren Folge tödliche Verletzungen durch herabfallende Trainingsgeräte (z.B. Hantelstange auf Hals).
  • Bei Blutansammlung im Gehirn (Kopf tiefer als der übrige Körper) besteht Gefahr durch Gehirnschlag infolge platzender Adern.

Fazit:

  • Unser Körper hat einen Reflex, der uns zur Pressatmung veranlasst, wenn wir etwas wirklich mit Kraft erledigen wollen. Biologisch sind wir aber nicht auf regelmäßiges Training und damit auf regelmäßige, intensive Pressatmung ausgelegt.
  • Die Erklärung, dass man die größte Kraft mit der Ausatmung erlangt, ist zwar falsch, aber um Gesundheitsschäden zu vermeiden, sollte man  im Training trotzdem die Kraft mit der Ausatmung verbinden.
  • Wenn sich dennoch Pressatmung nicht vermeiden lässt, sollte keinesfalls tief eingeatmet werden, um den Druckanstieg gering zu halten.

 
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